Von FFI-Verlag
Am 15. und 16. März lud der Verein DAA gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltverein und dem Forum Junge Anwaltschaft zum Event „Get started: Das Einsteigerforum für Anwält:innen“ in Berlin ein. Das in der Vergangenheit unter dem Namen „Start in den Anwaltsberuf“ bekannte Traditionsseminar bot auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Programm, das zahlreiche Fragen rund um den Berufseinstieg, Haftungsrisiken, Abrechnung und Co. beantwortete. Wer mit dem Gedanken spielt, sich selbständig zu machen oder in den Startlöchern für seine juristische Karriere steht und praktische Tipps sucht, dem soll dieser Veranstaltungsbericht die Entscheidung für eine Teilnahme im nächsten Jahr erleichtern.
Eine Profession – vier verschiedene Karrierewege
Welche Möglichkeiten stehen Juristinnen und Juristen heute eigentlich offen? Ein vierköpfiges Panel bestehend aus vier Volljuristinnen und -juristen zeigte zu Beginn der Veranstaltung, wie vielseitig die Rechtsbranche ist und beantwortete Fragen zu den Themen Selbständigkeit, Work-Life-Balance, Anforderungen und Gehalt.
Zum ersten Mal konnte das Einsteigerforum eine Juristin aus dem Auswärtigen Amt begrüßen. Antonia Papenheim, die in der Rechtabteilung für Asylverfahren tätig ist, verriet den Zuhörerinnen und Zuhörern, worauf es ankommt, wenn man eine juristische Karriere in ihrer Behörde anstrebt. Die fachliche Exzellenz sei bei den Bewerberinnen und Bewerbern in der Regel bereits vorhanden – daher, so Papenheim, komme es vor allem auf die Entwicklung von Führungskompetenzen an, da man im Auswärtigen Amt schnell in Führungsverantwortung komme.
Anwältin für Wirtschaftsstrafrecht Klaudia Dawidowicz gewährte im Anschluss einen Einblick in ihr Arbeitsleben als selbständige Anwältin. Nachdem sie vier Jahre angestellt war, wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit – bereut hat sie ihn nie. Komplett auf sich alleine gestellt fühlt sich die Strafrechtlerin dank ihrer Bürogemeinschaft trotzdem nicht. Wann eine Juristin oder ein Jurist sich selbständig macht, hängt nach ihrer Einschätzung von der Persönlichkeit ab. Sogar direkt nach dem Berufseinstieg sei es vorstellbar, für manche aber aufgrund der Kombination aus fachlichen Herausforderungen kombiniert mit unternehmerischen Herausforderungen zu viel. Was Selbständige einkalkulieren müssen, sind finanzielle Schwankungen – der große Vorteil liegt aber in der Flexibilität.
Alexander Rittmann, der als Syndikus bei der Deutschen Bahn tätig ist, brachte die Perspektive eines Unternehmensjuristen in die Runde ein. Durch seine Wahlstation auf den Geschmack gekommen, ist er heute bei der DB neben der Zuständigkeit für Kartellverfahren auch für die Weiterbildung bei Tochtergesellschaften wie DB Schenker und DB Cargo zuständig. Da in Unternehmen weniger externe Fristen zu beachten sind als in Kanzleien, empfindet er das Arbeiten dort insgesamt entspannter und schätzt die Arbeit in eigenen Verantwortungsbereichen im Gegensatz zur Zuarbeit in Kanzleien.
Abschließend berichtete Dr. Tim Engel über seine Arbeit in der Wirtschaftskanzlei Raue. In der Full-Service-Kanzlei ist er im Bereich Corporate Litigation tätig, empfindet das Angestelltenverhältnis aber nicht als Zuarbeit. Durch die Partner-Associates-Struktur habe man immer viele Ansprechpartner und sei nicht auf sich allein gestellt, so der Prozessrechtler. Zum Thema Stress in der Großkanzlei verrät er noch: Mit dem Stress im Examen – wo man viel lernen muss, aber weiß, dass man das Pensum nicht schafft – sei der Stress in der Großkanzlei nicht wirklich vergleichbar. Denn am Ende des Tages beschäftige man sich mit den Themen, für die man sich wirklich interessiert und kämpft für die Mandantschaft.
Abrechnung, RVG und Honorarvereinbarung – wie geht das eigentlich?
Auch das Thema Abrechnung stieß beim Publikum auf großes Interesse. Sabrina Reckin, Rechtsanwältin und Referentin für Gebührenrecht, beantwortete in ihrem Vortrag zum Thema „Richtig abrechnen“ Fragen wie: Was kann ich überhaupt abrechnen? Welche Arten von Vergütungsvereinbarungen gibt es und wann sind sie sinnvoll? Wann handelt es sich um eine Klageerweiterung und wann um eine neue Angelegenheit? Dass das Thema in der juristischen Ausbildung nicht vorkommt, im Berufsleben aber von existenzieller Bedeutung ist, machten auch die zahlreichen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich.
Reckin betonte, dass die entscheidende Frage bei der Abrechnung immer sei: Was war mein Auftrag? Denn nicht das, was Anwältinnen und Anwälte tatsächlich leisten, können diese auch abrechnen, sondern nur das, was der Mandant oder die Mandantin in Auftrag gegeben hat.
Fazit: Rüstzeug zum Start in die Karriere
Neben den beiden vorgestellten Vorträgen bot die Veranstaltung zahlreiche weitere praxisrelevante Programmpunkte, die für den juristischen Nachwuchs oder frischgebackene Selbständige von Interesse sind und einer Überforderung entgegenwirken können. Wer in den Startlöchern für eine juristische Karriere steht und Fragen zu Themen wie Haftung, Wirtschaftlichkeit oder erfolgreiche Zeugenvernehmung hat, sollte sich das Einsteigerforum im nächsten Jahr nicht entgehen lassen. Im interaktiven Format haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen – darüber hinaus bietet die Veranstaltung eine gute Gelegenheit, sich mit kompetenten Referentinnen und Referenten und anderen Nachwuchstalenten zu vernetzen. Begleitet wurde von Ausstellern, die Lösungen für Juristinnen und Juristen anbieten, in diesem Jahr u. a. auch von unseren MkG-Partnern juris und RA-MICRO.