„KAV Generationen“ – das Motto des Kölner Anwaltstag 2019 (KAT), der am 8. Mai im Pullmann Cologne Hotel stattfand, spiegelte sich vor allem im vielfältigen Seminarprogramm wieder. Sowohl junge als auch erfahrene Juristinnen und Juristen dürften für sie passende Veranstaltungen gefunden haben. Die MkG-Redaktion war für Sie vor Ort.
Auch dieses Jahr nutzten die Veranstalter des Kölner Anwaltstages die bewährte Kombination aus der Fachmesse EXPOKAV – mit Ausstellern aus Bereichen wie Legal Tech, Fachliteratur, Mode und Autoverleih – und einem abwechslungsreichen Seminarprogramm. Für Anwältinnen und Anwälte war die Veranstaltung kostenfrei. Die Mitglieder des Kölner Anwaltvereins (KAV) bekamen noch zusätzliche „Überraschungen“ vor Ort, wie es in der Programmbeschreibung heißt. Sie konnten außerdem an der Mitgliederversammlung parallel zur Veranstaltung teilnehmen. Die KAV-Juniormitgliedschaft, bei der gezielt Rechtsreferendare angesprochen werden, war auf diesem Kölner Anwaltstag neu. Mit ihr will der Kölner Anwaltverein nicht nur „jünger“ werden, sondern auch die mehrgenerationale Zusammenarbeit, wie sie im Leitmotto des Vereins „traditionell zukunftsorientiert“ aufgegriffen wird, fördern. Die KAV-Juniormitgliedschaft umfasst dabei unter anderem Seminare wie die KAVCAREERDAYS. Hier bekommen Jungjuristinnen und Jungjuristen ein umfassendes Grundlagen-Coaching für den Berufseinstieg. Auch im Bereich Ausbildung von Refas und Renos gab es Vertreter. Der Kölner Anwaltverein präsentierte beispielsweise an seinem Stand die Plattform job-fuer-kluge-koepfe.de. Die etwa 400 Teilnehmer*Innen konnten sich insgesamt auf ein abwechslungsreiches Programm, das die unterschiedlichsten Gruppen der Rechtsberatungsbranche ansprach, freuen.
Seminarthemen: Von aktueller Rechtsprechung, über Digitales bis hin zu Management
Das Seminarprogramm deckte spezielle Rechtsbereiche, wie Arbeits-, Gewerbe- und Versicherungsrecht ab, aber auch Themen wie Schlichtung und Mediation oder Kanzleimanagement waren dabei. Der Kölner Anwaltverein hielt die KAT-Teilnehmer zudem zur aktuellen Rechtsprechung und Themen wie das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA) auf dem Laufenden. Hier gab RA Julius Oberste-Dommes in seinem Vortrag „9 Monate beA – Erfahrungen aus der Praxis“ einen Überblick zum aktuellen Stand. Hier fiel auf, dass der Saal mit mehr als 60 Besuchern voll war und noch Stühle hineingetragen wurden. Zum anderen könnte es einen Außenstehenden überraschen, dass der Referent den Vortrag mit den einfachsten Basics, quasi bei Null begann, sollte man doch annehmen, dass neun Monate nach dem beA-Start die meisten Kanzleien bereits mit dem System arbeiten. Doch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat sich eine Vielzahl nach eigener Aussage noch gar nicht mit dem beA beschäftigt. RA Oberste-Dommes begründet dies so: „beA ist ein komplexes System und es ist für viele schwierig, sich mit diesem neuen Thema zu arrangieren. Es sind ganz unterschiedliche Wissensstände da. Nach meiner Erfahrung ist es nun mal so, dass auch nach neun Monaten nach dem erneuten beA-Start noch in vielen Kanzleien Schulungsbedarf herrscht. “
Mediation und Schlichtung: „Wahrnehmung mal anders“
Viele Referentinnen und Referenten gaben ihrem Vortragsthema einen besonderen Dreh. So wurde das Mediations-Seminar „Wahrnehmung mal anders“ von Schauspielerin und Rechtsanwältin Andrea Trude geführt. Das „anders“ schlug sich bei ihr in Wahrnehmungsmethoden und -übungen nieder, die Trude in der Schauspielerei anwendet. Statt einem klassischen Vortrag zeigte die Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht den Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern, wie unterschiedlich ein einfaches Wort wie „Bitte“ oder „Danke“ vermittelt werden kann und wie non-verbale Kommunikation Vertrauen beeinflusst – Kompetenzen, die in der Mediation essentiell sind, wenn es um Problemlösung in Rechtsbereichen wie Bau-, Familien- und Arbeitsrecht geht. Jede Seminarteilnehmerin und jeder Seminarteilnehmer sollte sich fragen, wie sie oder er sich selbst und andere wahrnimmt. Trude war überrascht über die Offenheit, mit der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Übungen mitmachten. Das Klischee des versteiften Anwalts im Anzug wurde bei den Klatsch- und Hörübungen eindeutig widerlegt. „Mir geht es darum, dass Sie verstehen, wie wichtig geistige Präsenz in täglichen Berufssituationen ist. Man muss in der Lage sein, wahrzunehmen, was der andere denkt und fühlt, nicht nur als Mediator, sondern als Anwalt ganz allgemein“, erklärte Trude während des Seminars.
Legal Tech mit Praxisbezug
Auch das Thema Umgang mit der Digitalisierung kam auf dem diesjährigen Kölner Anwaltstag nicht zu kurz. Statt abstrakte Zukunftsprognosen aufzuzeigen, wie es bei vielen Legal Tech-Veranstaltungen der Fall ist, brach Referentin Pia Löffler in ihrem Vortrag „Was ist Legal Tech und wieso? – Legal Tech: Ihre Chance für eine effizientere Kanzlei“ das Thema auf den praktischen Nutzen für den Kanzleialltag herunter. Zunächst wunderte man sich darüber, dass Pia Löffler als ausgewiesene Kanzleimarketing-Expertin über Legal Tech referierte. Im Laufe des Vortrags wurde aber deutlich, dass dies keineswegs ein Nachteil darstellte. Denn viele Fachvorträge über Digitalisierung in der Anwaltschaft haben den Nachteil, dass die Anwesenden dem „IT-Fachchinesisch“ meist nicht folgen können. Pia Löffler dazu: „Ich habe meinen Vortrag weniger aus der technischen Sicht aufgebaut, sondern eher aus der Sicht einer Otto-Normalkanzlei – und das fernab von den üblichen Buzz-Words wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz. Außerdem wird Kanzleimarketing als meinem Spezialgebiet ebenso von der Digitalisierung beeinflusst. Insofern kommt daher der Berührungspunkt zwischen Kanzleimarketing und Legal Tech.“
Fachmesse EXPOKAV: Die Anwaltskanzlei wird digitaler
Auf der Fachmesse EXPOKAV präsentierten die insgesamt 21 Aussteller vor allem Lösungen aus dem digitalen Bereich. Eine ganze Reihe von Software, Apps und Online-Angeboten solle Rechtsanwaltskanzleien schon heute zu mehr Effizienz verhelfen. Dabei spielen nicht nur klassische Kanzleisoftware-Hersteller wie DATEV oder RA-MICRO eine Rolle. Kompaktere Online-Angebote wie drebis sollen die Kommunikation mit Rechtsschutzversicherungen einfacher gestalten, während Philips für das digitale Diktat Lösungen anbietet, die auf die individuellen Bedürfnisse von Anwältinnen und Anwälten zugeschnitten sind.
Insgesamt bestätigte sich die Tendenz, die sich auch auf dem Kölner Anwaltstag 2018 zeigte: Es gibt immer mehr Legal Tech-Lösungen für kleine bis mittelständische Anwaltskanzleien – dabei steht nicht technische Komplexität, sondern Pragmatismus im Mittelpunkt. Des Weiteren spezialisiert sich die Anwaltschaft immer weiter auf unterschiedliche Rechtsbereiche, um Mandanten gezielter anzusprechen.
Wir freuen uns auf den Kölner Anwaltstag 2020!
Video zum Kölner Anwaltstag
Foto: Bettina Taylor