Altersvorsorge

Von Christina Christiansen

Der Aufbau einer soliden Altersversorgung hat für nahezu alle Menschen einen hohen Stellenwert und wird im Zuge der demografischen Entwicklung immer wichtiger. Doch viele Menschen vermischen Altersvorsorge mit Vermögensaufbau – ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie sie im Alter konkret leben möchten. Am Anfang einer nachhaltigen Finanzberatung steht aber immer die Zielplanung. Wofür wird wieviel Geld in welchem Zeitrahmen benötigt? Finanzberatung meets Life Coaching ist ein neuer Ansatz, der sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Anwältinnen für ihre Altersvorsorge orientiert.

Altersarmut bei Rechtsanwältinnen

97 Prozent der durch mich beratenen Juristinnen zwischen 30 und 40 haben keine private Rentenabsicherung. Und ebenfalls 97 Prozent dieser Juristinnen ängstigt der Gedanke an ihre Rentenzeit, da sie davon ausgehen, dann nicht ausreichend Geld zum Leben zur Verfügung zu haben. Wie passt das zusammen? Auf der einen Seite zu wissen, im Alter arm zu sein und auf der anderen Seite nichts dagegen zu tun? Der Grund für dieses nachsichtige Verhalten ist die große Verwirrung, die mit dem Thema Rente einhergeht. Zu viele Möglichkeiten und Optionen, zu viele Fachbegriffe und Unbekannte, zu viele Anbieter.

Bei den meisten Anwältinnen ist die Angst davor, heute ihr Geld zu verlieren, größer als die Angst, später kein Geld zu haben – und so bleiben sie untätig. Gerade Juristinnen, die häufig in ertragsschwächeren Rechtsgebieten wie dem Familienrecht oder dem Sozialrecht dominieren, erhalten nicht selten ohnehin schon ein geringeres Gehalt als ihre männlichen Kollegen und werden durch den Wunsch nach einer Familie vor eine unsichere finanzielle Zukunft auf Grund von Gehaltseinbußen und dem Verpassen von Karrieresprüngen gestellt. Daher ist es essenziell, so früh wie möglich für die Rente vorzusorgen und die Verantwortung für ihre Rentenzeit nicht dem wohlwollenden Geldbeutel ihres Arbeitsgebers oder Ehemanns zu übergeben.

Aber wo anfangen?

Wer sich mit dem Thema Altersvorsorge für Anwältinnen beschäftigt, beginnt mit der Recherche oftmals bei den verschiedenen Anlageformen:

  • ETF,
  • Aktien,
  • Immobilien,
  • Lebensversicherung,
  • Riester,
  • Rürup-Rente …

Und stellt bald fest, dass er in einen Bienenstock stößt. Zu jedem dieser Bereiche ließen sich Bibliotheken füllen. Was die Menschen dann machen, teilt sich in zwei Richtungen: Entweder geben sie auf oder sie eröffnen ein kostenloses Depot bei einem der vielen Anbieter, die zurzeit wie Pilze aus dem Boden sprießen und investieren in ETFs und Aktien, die ihnen im Internet empfohlen werden.

Erspartes unters Kopfkissen zu legen oder auf dem Konto liegen zu lassen, ist eine denkbar schlechte Alternative, da es sich im wahrsten Sinne des Wortes auflöst: Alle 18 Jahre halbiert sich der Wert des Geldes auf Grund der Inflation. Das ist vielen nicht bewusst.

Auf der anderen Seite: Geld zu investieren und selbst aktiv zu managen, kostet Zeit. Wer sich nicht tagtäglich mit dem Weltgeschehen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auseinandersetzt, die gegenseitigen Auswirkungen erkennt und darauf aufbauend sein Geld von einer Anlage in die nächste Anlage wechselt, verliert nicht selten Geld.

Je später Anwältinnen mit ihrer privaten Altersvorsorge beginnen, desto teurer werden die heutigen Beiträge und desto höher sind die heutigen Einbußen, um später einigermaßen finanziell um die Runden zu kommen. „Jetzt starten!“ lautet also die Devise. Und wer sich nicht jeden Tag mit seinem Geld beschäftigen möchte, kann z. B. jenen diese Handlungen überlassen, die mit dem Analysieren und Switchen von Geld ihr tägliches Brot verdienen. Wenn Sie eine Beratung durch eine Finanzberaterin oder einen Finanzberater in Anspruch nehmen möchten, sollten Sie bei der Auswahl aber auf einige Kriterien achten.

Die eine Sache, die den entscheidenden Unterschied macht!

Ein ganz entscheidender Punkt wird dabei von fast allen vergessen. Vor der Frage nach der richtigen Anlageform steht die Frage nach dem Ziel: Wofür möchte ich Geld zur Verfügung haben und wann möchte ich es nutzen? Die Antwort scheint auf den ersten Blick naheliegend, geht es doch darum, für das Rentenalter vorzusorgen. Doch dahinter steckt weit mehr. Viele Menschen vermischen Geldanlage mit Altersvorsorge. Sie wollen Geld ansparen für ein Haus oder eine Weltreise und gleichzeitig ihr Leben im Alter absichern. Dass ihnen für die Rente nicht mehr viel bleibt, wenn sie das Geld für den Hauskauf verwenden, ist vielen beim Abschluss eines Vertrages nicht bewusst oder wird billigend in Kauf genommen. Vermögensaufbau und Rentenvorsorge zu vermischen, ist der größte Fehler, den die meisten machen.

An diesem Punkt setzt gute und nachhaltige Beratung an. Bevor Kundinnen durch den Dschungel der tausend Anlagen geführt werden, gilt es zunächst, den Kompass auf das richtige Ziel auszurichten und die Sense zu schärfen, die den Weg bahnt.

Bei der Wahl eines kompetenten Dschungelführers sollte also vor allem die Ausrichtung der Beratung beachtet werden. Geld dient immer der Realisierung und Unterstützung der eigenen Ziele. Wir sollten nie dem Geld dienen, sondern Geld immer uns! Wer sein Ziel also nicht kennt, wird mit dem Ergebnis einer Beratung nie glücklich werden. Das ist, als wenn Sie anfangen, Sport zu machen und dann feststellen, dass Sie jetzt einen Marathon laufen können, aber keine Kniebeuge mit 120 Kilo Gewicht, was Ihnen im Nachhinein viel erstrebenswerter erscheint. Bevor wir etwas tun, ganz gleich in welchem Lebensbereich, müssen wir immer erst wissen, welches Ziel wir ansteuern. Sonst werden wir mit dem Ergebnis nie zufrieden sein.

So geht Altersvorsorge für Anwältinnen

Eine ganzheitlich nachhaltige Vorsorgeberatung stellt immer die Kundin mit ihren Träumen und Zielen in den Mittelpunkt, wobei Geld das Mittel der Realisierung ist. Finanzberatung plus Life Coaching soll genau das umsetzen.

Wie finde ich eine seriöse Finanzberatung? Drei Tipps

  1. Während der Beratung: Wer steht im Fokus der Beratung? Sie als Kundin oder die Produkte des Anbieters? Wenn Sie das Gefühl haben, dass es hier nicht um Sie geht, sprechen Sie es offen an.
  2. Haben Sie ein Vertrauensverhältnis zu Ihrem Berater oder Ihrer Beraterin und können ihn oder sie alles fragen? Oder hindert Sie etwas daran und Sie sind eher auf Distanz zu Ihrem Gegenüber? Sprechen Sie Ihre Unklarheiten an und beenden Sie gegebenenfalls die Beratung, wenn Sie merken, dass sie nicht auf einer Wellenlänge sind.
  3. Nach der Beratung: Wie fühlen Sie sich nach der Beratung? Erleichtert, endlich Klarheit zu haben oder verunsichert, ob das wirklich das Richtige ist? Sprechen Sie Ihren Berater oder Ihre Beraterin auf Ihre Verunsicherung an.

Im Mittelpunkt einer Finanzberatung stehen immer Sie als Kundin mit Ihren Wünschen und Bedürfnissen.

Was tun, wenn ich keine Finanzberatung in Anspruch nehmen möchte?

Wer keine Finanzberatung in Anspruch nehmen und es stattdessen selbst probieren möchte, kann Folgendes tun: ein Musterdepot anlegen (z. B. bei onvista) und dort verfolgen, wie sich einzelne Aktien entwickeln – dann für einen geringen Betrag die Wunschaktien kaufen und diese beobachten. Ergänzend empfehle ich, das Handelsblatt, Capital und Der Aktionär zu lesen, sowie Newsletter wie den IT-Newsletter zu abonnieren, der wöchentlich über die neusten Entwicklungen im IT-Sektor berichtet.

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Christina Christiansen hat Politikwissenschaft (Bachelor und Master) studiert sowie einen Zwei-Fach-Bachelor in Volkswirtschafts-
lehre und Jura. Der 31-Jährigen liegen zwei Bereiche am Herzen, in denen sie beruflich tätig ist: die finanzielle Zukunft von Frauen und die der Umwelt. Beide eint der Grundsatz, Verantwortung für sich und das eigene Handeln zu übernehmen.
www.versorgungsjustiererin.de

 
Foto: Adobe Stock/AA+W

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