Vorsorge-privat

Viele junge Juristinnen und Juristen beschäftigen sich mit dem Thema Altersvorsorge, denn der demografische Wandel macht sich auch bei den anwaltlichen Versorgungswerken bemerkbar. In Teil 1 dieser Artikelreihe haben wir uns mit der Frage beschäftigt, ob die berufsständische Altersvorsorge alleine ausreicht, um im Ruhestand den Lebensstandard zu erhalten. In Teil 2 werfen wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile unterschiedlicher privater Vorsorgemöglichkeiten. 

Welche privaten Vorsorgemöglichkeiten gibt es?

Neben der Rente aus den Versorgungswerken als Grundsicherung, gibt es viele weitere Produkte und Anlagemöglichkeiten, zum Teil staatlich oder arbeitgebergefördert. Im folgenden Abschnitt beleuchten wir weitere Vorsorgeprodukte, um den Lebensstandard im Alter aufrecht erhalten zu können.

Dabei gilt, dass es nicht das „Allheilmittel“ gibt, denn viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Jede individuelle Situation sollte stets von einer Expertin oder einem Experten genauestens geprüft werden. Je nach Risikotoleranz, gewünschter staatlicher Förderung, dem Anlagehorizont und der individuellen Ziele ist jede Kapitalanlagestrategie so einzigartig wie der Mandant bzw. die Mandantin selbst und jede Anlageempfehlung sollte stets auf einer fundierten Analyse der Ist-Situation des Mandanten basieren.

Einen Einblick in weitere private Vorsorgemöglichkeiten bietet das 3-Schichten-Modell der Altersvorsorge.

In der 1. Schicht finden sich die gesetzliche Rentenversicherung, die berufsständischen Versorgungswerke, die landwirtschaftlichen Alterskassen und die Beamtenversorgung. Darüber hinaus zählt die Basis- oder auch Rürup Rente zur 1. Schicht der Altersvorsorge.

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Vorteile der Basis-Rente:

  • Attraktive Steuervorteile im Folgejahr, da die Beiträge zu 100 Prozent unter Berücksichtigung der geleisteten Beiträge an das Versorgungswerk in der Steuererklärung als Sonderausgabe geltend gemacht werden können (2025: 29.344 Euro als Single und 58.688 Euro als Ehepaar).
  • Der steuerlich geförderte Höchstbetrag kann durch Einmalzahlung auch noch am Ende des Jahres für das laufende Kalenderjahr voll ausgeschöpft werden.

Nachteile der Basis-Rente:

  • Basis-Renten müssen aufgrund gesetzlicher Vorgaben als lebenslange Leibrente ausgezahlt werden.
  • Keine Kapitalentnahme in der Ansparphase möglich (analog DRV).

Zur staatlich geförderten 2. Schicht der Altersvorsorge gehören die betriebliche Altersvorsorge (bAV) und die Riester-Rente.

Vorteile bAV:

  • Keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge während der Sparphase (Einzahlungen vom unversteuerten Brutto-Einkommen)
  • Der Arbeitgeber beteiligt sich während der Ansparphase (zu mind. 15 Prozent der Beiträge)

Nachteile bAV:

  • Im Falle eines Arbeitgeberwechsels muss unter Umständen der Vertrag beitragsfrei fortgeführt werden, da der neue Arbeitgeber z. B. mit anderen Produktanbietern zusammen arbeitet.
  • Keine Steuervorteile in der Auszahlungsphase. Volle Besteuerung mit dem individuellen (Renten)Steuersatz

Die Riester-Rente ist für Juristinnen und Juristen, die Mitglied eines berufsständischen Versorgungswerks und von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit sind, nur als mittelbar Berechtigte über den Vertrag des Ehe-/Lebenspartners gemäß LPartG zugänglich. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Riester-Rente aufgrund der staatlichen Grund- und Kinderzulage für junge Familien mit Kindern dennoch einen Mehrwert bieten.

Zur 3. Schicht der Altersvorsorge gehören alle privaten Vorsorgeverträge, für die es in der Ansparphase keine staatliche Förderung gibt. Darunter zählen u. A. private Lebens- und Rentenversicherungen.

Vorteile:

  • Flexible Gestaltungsmöglichkeiten wie Zuzahlungen oder Entnahmen auch in der Ansparphase möglich. Verrentung oder vollständige Auszahlung des Kapitals ab dem 62. Lebensjahr wählbar (davor Teilauszahlung oder Kündigung).
  • Bei Kapitalauszahlung kommt unter bestimmten Voraussetzungen das Halbeinkünfteverfahren zum Tragen (nur 50 Prozent der Erträge werden mit dem individuellen (Renten)Steuersatz versteuert). Bei lebenslanger Verrentung die Ertragsanteilbesteuerung (nur die Erträge während der Rentenbezugszeit unterliegen einer Besteuerung).

Nachteile:

  • Keinerlei staatliche Förderung
  • Vorzeitige Kündigung i. d. R. mit Verlusten verbunden (Auszahlung des Rückkaufwerts)

Die eben beschriebenen Bausteine des 3-Schichten-Modells bilden nach der Grundsicherung der Versorgungswerke die Basis für die private Altersvorsorge. Darüber hinaus verfügbare Mittel können global diversifiziert beispielsweise in Aktien-, Renten- oder Mischfonds über ein Depot direkt am Kapitalmarkt angelegt werden.

Eine Kombination aus einem Investment in ETFs und aktiv gemanagten Fonds kann Anlegern entscheidende Vorteile bieten. Während ETFs als kostengünstige und breit diversifizierte Basis dienen, können aktiv gemanagte Fonds gezielt Marktchancen nutzen – insbesondere in weniger effizienten Märkten oder bei spezialisierten Strategien. Diese Mischung ermöglicht eine bessere Risikosteuerung und zusätzliche Renditechancen. Wichtig ist dabei ein langfristiger Anlagehorizont, da sich breit gestreute Portfolios über die Jahre hinweg bewährt haben. Der Zinseszinseffekt verstärkt diesen Vorteil zusätzlich.

Die optimale Aufteilung zwischen ETFs und aktiv gemanagten Fonds sollte individuell an die Bedürfnisse des Anlegers angepasst werden. Dabei spielen nicht nur Anlageziele, bestehende Vermögenswerte und die persönliche Haushaltsrechnung eine entscheidende Rolle, sondern auch die finanzielle Gesamtsituation, bisherige Erfahrungen und Kenntnisse im Investmentbereich. Ebenso ist es wichtig zu berücksichtigen, wie stark der Anleger bereit ist, kurzfristige Marktschwankungen auszuhalten. Nur wenn all diese Faktoren einbezogen werden, lässt sich ein Portfolio erstellen, das sowohl zur persönlichen Situation als auch zu den langfristigen Zielen passt und nachhaltig erfolgreich bleibt.

Darüber hinaus können physische Edelmetalle als Instrument zur Kapitalsicherung in das Portfolio beigemischt werden. Gold beispielsweise hat seit dem Jahr 2000 einen Wertzuwachs von über neun Prozent p.a. verzeichnet. Verkäufe sind außerdem nach einer Haltedauer von mehr als einem Jahr steuerfrei.

Fazit: Auf mehrere Säulen setzen

Wer kontinuierlich in den Kapitalmarkt investiert, profitiert von der wirtschaftlichen Entwicklung und baut zugleich ein stabiles Fundament für finanzielle Sicherheit und langfristiges Wachstum auf – unabhängig von kurzfristigen Schwankungen und als wirksamer Schutz vor der allgegenwärtigen Inflation.

Um bei all diesen Möglichkeiten die passende Kapitalanlagestrategie zu finden ist es ratsam, auch auf den Austausch mit spezialisierten Expertinnen und Experten zu setzen. Nicht nur, weil diese mit den Finanzmärkten und der Vielzahl der Anlageformen vertraut sind, sondern auch, weil sie im Rahmen einer 360-Grad Beratung bei der Beantwortung der Frage: „Wie möchte ich im Alter eigentlich leben – und was brauche ich dazu?“ unterstützen können. So kann gewährleistet werden, dass Sie langfristig Ihre finanziellen Wünsche und Ziele verwirklichen und Ihren wohlverdienten Ruhestand ohne Konsumverzicht genießen können.

Erfahren Sie Teil 1 der Artikelreihe, wie sich die Beiträge an das anwaltliche Versorgungswerk berechnen und wie hoch die Rentenansprüche im Durchschnitt sind.

Weitere Beiträge

Julian Fleischer ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Anwaltvorsorge. Er begann 2020 seine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei der Debeka, Deutschlands größtem privaten Krankenversicherer. Nach Abschluss der Ausbildung wählte er den direkten Weg in die Selbstständigkeit und ist seit September 2023 erfolgreich als selbstständiger Finanz- und Versicherungsmakler tätig.

Niklas Fleischer ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Anwaltvorsorge. Er begann 2014 seine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei der Debeka, wo er nach Ausbildungsende im Juli 2017 als zuständiger Bezirksleiter hauptverantwortlich für die Betreuung der Marburger Justizbehörden zuständig war. Daneben war er als Ansprechpartner für die Ausbildung der Auszubildenden mitverantwortlich. Seit Dezember 2018 ist er erfolgreich als unabhängiger Finanz- und Versicherungsmakler tätig.

Bild: Adobe Stock/©magele-picture

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