Legal Project Management

Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sind oft Projektmanager – Sie wissen es nur nicht! Die tägliche Fallbearbeitung als Projekt zu betrachten, ist im Kanzleialltag einfach noch nicht angekommen, obwohl sie genau das ist. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Vorteile eine projektorientierte Arbeitsweise oder sogenanntes „Legal Project Management“ mit sich bringt.

Was genau ist Legal Project Management?

Legal Project Management (LPM) bzw. juristisches Projektmanagement bezeichnet die Anwendung bewährter Werkzeuge aus dem Projektmanagement auf juristische Fragen.
Wir sind es nicht unbedingt gewohnt, unsere Arbeitsaufgaben als Projekte zu bezeichnen. Stattdessen nennen wir sie Angelegenheiten, Sachen oder Rechtsstreite. Aber die allgemeingültige und vom Project Management Institute PMI verwendete Definition von „Projekt“ lautet: ein zielgerichtetes, einmaliges Vorhaben, das aus abgestimmten und gesteuerten Tätigkeiten mit Anfangs- und Endtermin besteht und durchgeführt wird, um unter Berücksichtigung von Vorgaben (Qualität, Zeit, Ressourcen) ein Ziel zu erreichen. Folglich ist so gut wie alles, was wir Juristinnen und Juristen tun, jedes Mandat und jede Akte, ein Projekt!

Warum ist Legal Project Management gerade heute wichtig?

Rechtsberatung nach „alter Schule“ erforderte nur ein absolutes Minimum an Projektmanagement: Alle machten (fast) alles und es wurde einfach so lange an einem Projekt gearbeitet, bis es fertig war. Probleme wurden ad hoc und oft mit großem zusätzlichem Arbeitsaufwand gelöst – und die Mandanten bezahlten den entstandenen Zeitaufwand. Das funktioniert heute nicht mehr. Denn die Rahmenbedingungen für Rechtsberatung haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Mandanten verlangen niedrigere und vor allem planbare Kosten in Form von Maximalgebühren, Festpreisen oder zuverlässigen Kostenschätzungen. Manche Mandanten legen Wert darauf, dass wir unsere Arbeitsprozesse transparent machen. Junge Juristinnen und Juristen verlangen zunehmend ein Mindestmaß an Vorausschau und Planbarkeit. Sie wollen nicht nur mit ihrer Arbeit zufrieden sein, sondern auch qualitativ hochwertige Ergebnisse erzielen. Legal Project Management ist eine professionelle Methode, um diesen veränderten Bedingungen und Anforderungen gerecht zu werden und als Rechtsberaterin und Rechtsberater auch im Jahr 2019 und darüber hinaus erfolgreich zu sein.

Legal Project Management als schnellster Weg zum Ziel

Legal Project Management hilft uns, juristische Projekte so gut und effizient wie möglich durchzuführen, d. h. mit genau definierten Zielen, ohne Umwege oder Flaschenhälse in den Arbeitsabläufen und mit gesicherter Qualität im Ergebnis. Wichtig ist dabei auch, unsere Mandanten gut einzubinden und transparent zu kommunizieren – von der sorgfältigen Auftragsklärung, über den laufenden Informationsaustausch bis zur Auswertung und Abrechnung eines Projekts. Hierfür gibt es bewährte Werkzeuge aus dem klassischen Projektmanagement, die z. T. sehr gut für juristische Arbeit geeignet sind.

Wann sich Legal Project Management wirklich lohnt

Die Grundzüge des Projektmanagements sollten alle Rechtsberaterinnen und Rechtsberater beherrschen. Egal, ob Sie Partner bzw. Partnerin einer Anwaltskanzlei, angestellte/r Anwältin bzw. Anwalt sind, oder in der Rechtsabteilung eines Unternehmens oder Verbandes arbeiten. Auch Rechtsanwaltsfachangestellte und Paralegals können Funktionen im Projektmanagement übernehmen, wenn sie dafür Unterstützung und Backup von Berufsträgern bekommen.

Auch kleine Einheiten können von LPM profitieren

Bei bestimmten Sachverhalten liegt es auf der Hand, dass gutes juristisches Projektmanagement absolut notwendig ist, z. B. bei umfangreichen Gerichtsverfahren, DSGVO-Überprüfungen oder Unternehmensverkäufen. Es gilt die Faustregel: Je mehr Personen und Organisationen beteiligt, je komplexer der Sachverhalt und je mehr Rechtsgebiete berührt werden, desto größeren Nutzen erzielt man durch Projektmanagement. Das klassische Beispiel sind Unternehmensverkäufe, bei denen typischerweise die Arbeit von Spezialisten aus diversen Rechtsgebieten (Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht, Steuern etc.) sowie von Wirtschaftsberatern und von Teams auf Verkäufer- und Käuferseite zu koordinieren ist. Umgekehrt allerdings gibt es keine Sachverhalte, die nicht von einer kleinen Dosis Projektmanagement profitieren können. Auch die Einzelanwältin für Erbrecht und der Einzelanwalt für Scheidungssachen können aus Werkzeugen, beispielsweise für sorgfältige Auftragsklärung, laufende Kommunikation und effektives Delegieren, ihren Nutzen ziehen.

Teil II: Legal Project Management in der Praxis: Drei Praxisbeispiele

Demnächst auf mkg-online.de: Am 10. Oktober 2019 erscheint das MkG Spezial „Die Anwaltskanzlei als erfolgreiches Unternehmen – Kompaktanleitung für mehr Gewinn, Innovation und Nachhaltigkeit“!

Foto: Adobe.stock/leonid

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