Seit einiger Zeit ist der Begriff „Legal Tech“ auch in Deutschland angekommen und jeden Monat werden hierzulande neue Legal-Tech-Start-ups gegründet. Unterscheiden lassen sich dabei Legal-Tech-Firmen mit Dienstleistungen, die sich an Klienten richten, und solche mit Produkten oder Dienstleistungen für Kanzleien. Hier ein kurzer Überblick über ein paar der interessantesten deutschen Legal-Tech-Firmen:

Legal-Tech-Firmen für Klienten

Bekannte Legal-Tech-Firmen, die sich mit ihrem Service an Klienten richten, sind Legalbase, Advocado und Jurato. Diese Unternehmen bieten Anwaltsdienstleistungen zu Festpreisen in diversen Rechtsgebieten wie etwa die Erstellung eines Testaments, die Prüfung einer Kündigung oder die Anmeldung einer Marke. Der Auftraggeber muss online verschiedene Fragen zum Rechtsprodukt beantworten. So wird der Bearbeitungsprozess strukturiert und beschleunigt. Mit diesem Service werden vor allem Klienten angesprochen, die schnell eine wirtschaftlich überschaubare Lösung für ihre jeweiligen Rechtsprobleme benötigen. Durch den Festpreis wird die Hemmschwelle vor ausufernden Beratungskosten beseitigt und der Anwalt muss nicht mehr aufwendig gesucht und kontaktiert werden.

Spezialisierte Legal-Tech-Firmen für Klienten sind Geblitzt.de und Flightright.

Geblitzt.de ist das größte deutsche Portal zur Prüfung von Bußgeldverfahren. Wenn man geblitzt wurde und einen Bußgeldbescheid erhalten hat, ermöglicht die Firma eine schnelle und unverbindliche juristische Bearbeitung. Der Service ist für den Klienten dabei komplett kostenlos.

Flightright hilft bei Flugverspätung oder Flugausfall. Nach eigenen Angaben wurden seit 2009 bereits 90 Mio. EUR in Europa an Entschädigungen durchgesetzt. Der Geschädigte meldet sich mit seinen Daten an und Flightright prüft dann kostenlos, ob ein Anspruch vorliegt. Ist dies der Fall, setzt Flightright den Anspruch auf Entschädigung durch und erhält vom Kunden 25% der Entschädigungssumme. Bei Misserfolg wird keine Vergütung fällig.

Legal-Tech-Firmen für Kanzleien

Legal-Tech-Firmen, die sich mit ihrem Angebot primär an Kanzleien richten, sind Leverton, LegalTrek, Richterscore oder Klientus.

Leverton bietet eine Software, die Analysen großer Textmengen ermöglicht und bestimmte Informationen daraus intelligent herausfiltern kann. LegalTrek verkauft eine ausgefeilte Kanzlei-Management-Software mit nachvollziehbarer Kostentransparenz, ihr Einsatz ist insbesondere sinnvoll, wenn mehrere Anwälte zeitgleich an einem Projekt arbeiten. Richterscore ist eine Online-Plattform, auf der sich Anwälte über einzelne Richter und Gerichte austauschen können. Die Firma Klientus ermöglicht es ihren Klienten, Rechtsberatung per Videokonferenz anzubieten.

IBM ROSS

Noch weiter geht der Ansatz der „Künstliche-Intelligenz“-Software ROSS von IBM. ROSS kann riesige Datenmengen verarbeiten, diese im Kontext verstehen und blitzschnell auswerten. Die Software lässt sich vollkommen sprachgesteuert bedienen und wird bereits von Kanzleien in den USA eingesetzt. ROSS erleichtert und beschleunigt die Arbeit von Rechtsanwälten enorm und ist äußerst kosteneffizient.

Fazit

Legal Tech ist jetzt schon nicht mehr aus dem Rechtsberatungsmarkt wegzudenken. Immer mehr Klienten werden diese Services nutzen, da sie kostentransparent, unkompliziert und schnell durchführbar sind. Dies zeigt auch ein Blick in die USA. Hier wurden bereits durch Legal Tech neue Märkte geschaffen, die vorher nicht möglich schienen. Auch die Arbeitsprozesse innerhalb der Kanzleien werden sich verändern. Arbeitsplätze werden eingespart und Dienstleistungen können kostengünstiger und schneller angeboten werden. Insgesamt stehen der Rechtsberatungsbranche in den nächsten Jahren große Veränderungen bevor.

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LITERATURTIPPS/LINKTIPPS:

Richard Susskind, Tomorrow’s Lawyers: An Introduction to Your Future (Oxford University Press 2013)

http://legal-tech-blog.de – Legal Tech Blog von Dr. Micha-Manuel Bues

http://legal-tech-association.eu – ELTA Europäischer Legal Tech Verband

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