Nicht jeder Jurist entscheidet sich dafür, das Projekt Doktortitel in Vollzeit anzugehen. Nach dem langen Studium und Referendariat verspüren die meisten den dringenden Wunsch, endlich praktische Erfahrungen in einem Job sammeln zu können. Und so starten jedes Jahr wieder viele Juristen das Projekt, den Doktor oder einen ähnlichen Titel nebenberuflich zu erwerben.

1. Was ist hierbei zu beachten?

Wenn auch Sie mit dem Gedanken spielen zu promovieren oder sich schon dafür entschieden haben, sollten Sie folgende Punkte beachten:

1.1. Doppelbelastung

Seien Sie sich darüber klar, dass Sie sich in den nächsten Jahren einer doppelten beruflichen Belastung aussetzen werden. Überlegen Sie daher gut, zu welchem beruflichen Zeitpunkt Sie das Projekt „Doktortitel“ angehen. Gerade im ersten Job oder nach einem Jobwechsel ist man sehr damit beschäftigt, erst einmal beruflich Fuß zu fassen. Ihr Ziel sollte es sein, im Job erst einmal sattelfest zu werden, bevor Sie mit der Promotion starten. Gewinnen Sie zunächst etwas Routine.

1.2. Motivation für den Doktortitel

Sie werden jede Menge Motivation und Einzelkämpfer-Mentalität benötigen, um eine nebenberufliche Doktorarbeit durchzustehen. Denn die Promotion wird sich verlängern. Aus ursprünglich ca. anderthalb bis zwei Jahren in Vollzeit können leicht vier bis fünf Jahre werden. Stellen Sie sich die Frage, ob Sie in der Lage sind, sich über einen so langen Zeitraum zu motivieren. Und wenn ja, wie genau soll Ihnen das gelingen? Wer oder was kann Sie dabei unterstützen?

1.3. Ein passendes privates Umfeld

Achten Sie darauf, dass in der Zeit der doppelten Belastung Ihr privates Umfeld Ihnen Halt und Ruhe gibt. Sicher ungünstig ist es, wenn Sie sich auch privat noch in einer anstrengenden Umbruchphase befinden, z.B. Umzug in eine andere Stadt, Trennung, Krankheit, das erste Kind etc.

1.4. Realistischer Plan

Um mehrere Jahre nebenberuflich einen Doktortitel oder einen ähnlichen Titel zu erwerben, sollten Sie sich einen Plan aufstellen. In welchen Zeiträumen machen Sie was genau? Welche Tage und Stunden sind für die Doktorarbeit reserviert? Achten Sie auch darauf, dass Sie sich zwischendurch Zeiten einplanen, in denen Sie sich ausruhen und entspannen können, ansonsten werden Sie die doppelte Belastung auf Dauer nicht durchhalten.

2. Was muss mit dem Arbeitgeber abgesprochen werden?

Holen Sie Ihren Arbeitgeber mit ins Boot und besprechen Sie mit ihm gemeinsam Ihre Pläne. Auch hier würde ich gut darauf achten, wann genau Sie dieses Gespräch führen. Wenn Sie wissen, dass Ihr Arbeitgeber aktuell ein großes Projekt bearbeiten muss und mit Ihrer hundertprozentigen Unterstützung rechnet, dann sollten Sie den Abschluss dieses Projektes erst einmal abwarten.

Wenn Sie das Thema ansprechen, dann machen Sie Ihrem Arbeitgeber immer deutlich, welchen Mehrwert er durch Ihr Projekt bzw. Ihren zukünftigen Titel hat. Viele Kanzleien und Unternehmen bieten den Kandidaten an, einige Monate für die Promotion freizunehmen. Insbesondere die zeitliche Unterstützung durch den Arbeitgeber sollten Sie absprechen. Denn es darf auf gar keinen Fall dazu kommen, dass Ihre Arbeitsleistung aufgrund der parallel verfolgten Promotion leidet.

3. Sonstige Organisation

Achten Sie gut auf Ihre Gesundheit in dieser Zeit. Ihr Körper benötigt zwischendurch immer wieder Regenerations- und Auszeiten. Ein guter Schlaf, eine gesunde Ernährung und etwas Sport sind immer hilfreich.

Informieren Sie auch Ihre Freunde über Ihr Projekt, damit Sie hier nicht unter Druck geraten und permanent Treffen absagen müssen. Aus meiner Sicht ist es insbesondere wichtig, dass Ihr engstes privates Umfeld (Beziehungspartner etc.) mit Ihnen an einem Strang zieht.

4. Schafft man das überhaupt?

Ja, es gibt genug Doktoranden, die ihren Doktortitel auch nebenberuflich erfolgreich erworben haben. Insofern besteht eine reelle Chance, dass auch Sie dies schaffen. Alles wird davon abhängen, wie gut Sie die unterschiedlichen Anforderungen im Job und bei der Promotion unter einen Hut bringen können. Daher noch einmal der Tipp: Versuchen Sie zunächst, in Ihrem Job etwas sattelfest zu werden. Warten Sie aber auch nicht zu lange mit der Doktorarbeit. Je länger Sie im Job sind, desto schwerer wird es für Sie werden, noch einmal durchzustarten und einen Titel zu erwerben.

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